Hyperbare Sauerstofftherapie: Hoffnung für Long-COVID-Betroffene
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Die COVID-19-Pandemie hat nicht nur akute Krankheitsverläufe mit sich gebracht, sondern hinterlässt bei vielen Betroffenen auch langfristige Folgen. Dieses sogenannte Post-COVID-19-Syndrom oder Long-COVID betrifft bis zu 30 % der ehemals Infizierten. Symptome wie chronische Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen und anhaltende Schmerzen machen den Alltag zur Herausforderung. Eine neue Studie, veröffentlicht in Scientific Reports, zeigt jedoch einen vielversprechenden Ansatz zur Linderung dieser Beschwerden: hyperbare Sauerstofftherapie (HBOT).
Was ist Long-COVID?
Long-COVID umfasst eine Vielzahl von Symptomen, die Wochen oder Monate nach einer COVID-19-Infektion bestehen bleiben. Viele Betroffene leiden unter kognitiven Beeinträchtigungen wie Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsproblemen, aber auch unter psychischen Beschwerden wie Depressionen und Angstzuständen. Physische Symptome wie Schlaflosigkeit, chronische Erschöpfung und diffuse Schmerzen sind ebenfalls häufig. Diese anhaltenden Beschwerden haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen.
Hyperbare Sauerstofftherapie: Eine innovative Lösung
Die hyperbare Sauerstofftherapie ist ein Verfahren, bei dem Patient:innen in einer Druckkammer reinen Sauerstoff unter erhöhtem Druck einatmen. Diese Behandlung verbessert die Sauerstoffversorgung des Gewebes, was heilende und regenerative Prozesse im Körper fördert. Während HBOT bereits bei anderen Erkrankungen wie Tauchunfällen und schlecht heilenden Wunden erfolgreich eingesetzt wird, untersucht die Forschung nun ihre Wirksamkeit bei Long-COVID.
Die Studie im Detail
Eine kürzlich veröffentlichte Studie untersuchte die Wirkung von HBOT auf Long-COVID-Symptome:
• Teilnehmer:innen: 73 Long-COVID-Patient:innen, deren Symptome mindestens drei Monate bestanden.
• Behandlungsplan: Die Teilnehmer:innen absolvierten 40 Sitzungen innerhalb von acht Wochen.
• Untersuchungen: Vor und nach der Therapie wurden kognitive Fähigkeiten, psychische Gesundheit, Schmerzempfinden und Schlafqualität gemessen. Zusätzlich wurden MRT-Aufnahmen des Gehirns angefertigt, um mögliche strukturelle und funktionelle Veränderungen zu analysieren.
Beeindruckende Ergebnisse
Die Studie zeigte, dass die hyperbare Sauerstofftherapie signifikante Verbesserungen bei einer Vielzahl von Long-COVID-Symptomen bewirken kann:
1. Kognitive Funktionen: Die Aufmerksamkeit, das Gedächtnis und die Exekutivfunktionen der Patient:innen verbesserten sich deutlich.
2. Psychische Gesundheit: Symptome wie Depressionen und Angstzustände wurden signifikant reduziert.
3. Schlaf und Energie: Viele Patient:innen berichteten von besserem Schlaf und einem Anstieg der Lebensenergie.
4. Schmerzlinderung: Chronische Schmerzen, insbesondere Muskelschmerzen, gingen spürbar zurück.
Warum wirkt HBOT?
Die positive Wirkung von HBOT auf Long-COVID lässt sich durch ihre Fähigkeit erklären, die Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Gehirns zu fördern. In der Studie zeigten MRT-Bilder, dass sich die Durchblutung in Hirnregionen verbessert, die für kognitive und emotionale Funktionen zuständig sind. Gleichzeitig fördert HBOT die Regeneration auf zellulärer Ebene, indem sie entzündungshemmende Prozesse aktiviert und die Funktion der Mitochondrien – der Kraftwerke unserer Zellen – unterstützt.
Die neuroplastischen Effekte der Therapie, also die Fähigkeit des Gehirns, sich selbst zu regenerieren, sind ein weiterer entscheidender Faktor. Dies kann erklären, warum sich sowohl die kognitiven als auch die emotionalen und physischen Beschwerden der Patient:innen verbessert haben.
Hoffnung für Long-COVID-Betroffene
Die Ergebnisse der Studie sind ein Hoffnungsschimmer für alle, die unter den anhaltenden Folgen von COVID-19 leiden. HBOT bietet die Möglichkeit, nicht nur einzelne Symptome zu lindern, sondern die Lebensqualität der Betroffenen ganzheitlich zu verbessern.
Fazit
Die hyperbare Sauerstofftherapie zeigt eindrucksvoll, wie moderne Medizin und innovative Technologien genutzt werden können, um die Herausforderungen von Long-COVID zu bewältigen. Für viele Patient:innen, die seit Monaten oder Jahren mit Beschwerden kämpfen, ist dies ein Schritt zurück zu mehr Gesundheit und Lebensfreude.
Quelle: https://www.nature.com/articles/s41598-022-15565-0.pdf